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Das Wunder von Madrid

Estadio Santiago Bernabéu: Gelebte Synthese von Architektur, Sport und Kommunikation

Grenzenlos blau, von einer ansteckenden Heiterkeit ist der Himmel über Madrid. Diese energiegeladene Stadt im Zentrum der iberischen Halbinsel ist eine moderne, kreative Metropole mit einem mittelalterlichen Zentrum, das in pittoreskem Kontrast zu der lauten Hektik der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt steht. Neben dem weltberühmten Kunstmuseum „El Prado“ vermehren die Kicker des Traditionsclubs Real Madrid C.F. den Ruhm der Stadt am Manzanares.

Ihre Heimat, das anno 1947 gebaute Estadio Santiago Bernabéu, avancierte nicht nur in Spanien zu einer der bedeutendsten Fußballarenen: Als Austragungsort zweier UEFA Cup und dreier Champions League Finale, der Endspiele der Europameisterschaft 1964 und der Weltmeisterschaft von 1982 sowie unzähliger nationaler und internationaler Spiele von Real Madrid wurde das Stadion weltweit zum Inbegriff für Spitzenfußball. Mit derzeit 77.300 Sitzplätzen – davon 3.300 VIP-Plätze – gehört es darüber hinaus zu einem der größten Stadionbauten der Welt.

Stadionbau als Spiegel der Vereinsgeschichte

Seine ersten Schritte tat Real Madrid noch unter dem Namen "Madrid Futbol Club" anno 1900 im "Campo de la Estrada". 1902 offiziell gegründet, war seine Spielstätte fortan bis 1912 zwischen einer Rennbahn und einer Stierkampfarena im Madrider Stadtteil Narvaez. Das erste richtige Stadion des Vereins wurde erst 1912 in der O'Donnell Straße für knapp 6.000 Peseten erworben – und setzte sofort Maßstäbe: Es war das erste Stadion Spaniens mit einem Zaun.

Im gleichen Jahr debütierte auch ein 17-jähriger Stürmer in der ersten Mannschaft, der mit 14 Jahren (1909) dem Club beigetreten war und ihn erst nach 83 Jahren durch seinen Tod im Jahre 1978 verlassen sollte: Santiago Bernabéu. Er begründete zunächst als Spieler, später als Präsident den weltweiten Ruhm des bis dahin relativ unbekannten Fußballclubs. Der unaufhaltsame Aufstieg begann mit der Begeisterung des damaligen Königs Alfonso XIII. Als glühender Fan der Elf verlieh er dem Verein 1920 den königlichen Ehrentitel (real = königlich. So wurde aus dem bislang namentlich unspektakulären Club "Real Madrid".

Schon bald machten die rapide steigenden Zuschauerzahlen die Bedingungen, unter denen die Spiele stattfanden, sowohl für die Aktiven als auch für die Zuschauer zunehmend untragbar. So zog der Verein 1923 um auf den "Campo de la Ciudad Lineal", der eine Kapazität von 8.000 Zuschauern fasste und den ersten Rasenplatz von Real besaß. Aber die exponentiell steigenden Besucherzahlen bedingten schon im darauf folgenden Jahr einen erneuten Wechsel: Der Verein bezog die erste eigene Arena, das 22.500 Zuschauer fassende Chamartín-Stadion. 1943 schließlich begannen Planungen für ein neues, noch größeres Stadion, das 1947 fertiggestellt wurde. 75.342 Plätze, davon 47.500 Stehplätze, fasste fortan die modernste Fußballarena Spaniens.

Nur wenige Jahre später wurde die Kapazität dort erneut erhöht: Durch fast ausschließliche Vergabe von Stehplätzen fanden 100.000 Zuschauer Platz. Im Januar 1955 erhielt dieses Stadion seinen heutigen Namen: Estadio Santiago Bernabéu. Ende 1957 wurde seine Kapazität auf 125.000 Plätze (27.900 Sitzplätze und 97.100 Stehplätze) erweitert.

Zur Weltmeisterschaft 1982 verlangten zwischenzeitlich verschärfte Sicherheitsbestimmungen und die notwendige Steigerung des Stadionkomforts eine Abkehr vom Besucherzahlen-Gigantismus. Ein großer Umbau reduzierte das Platzangebot auf 90.200 Plätze (50.200 Sitzplätze und 40.000 Stehplätze). Zehn Jahre später wurde das Stadion grundlegend renoviert. Wiederum eine Decade später erfolgte die nächste, bislang letzte Ausbaustufe, die 2005 abgeschlossen sein wird. Im Zuge dieses Umbaus wird die Heimatarena von Real Madrid zu einem Neun-Sterne-Stadion und so zu einem der besten und komfortabelsten Stadien der Welt. Nach Fertigstellung bietet die Arena durch einen weiteren Verzicht auf 10.000 Plätze allen knapp 80.000 Zuschauern ausschließlich überdachte Sitzplätze mit Sitzkissen und Wärmestrahlern.

Edelstahlgewebe als Tool zur Sponsorenbindung

Der jetzt eingeschlagene Weg der Stadiongestaltung leitet eine neue Generation von Fußballarenen ein, die durch die zunehmende Medialisierung des Sportes eine Vielzahl von Aufgaben in bislang ungekannter Tiefe abdecken müssen. Augenfällige Belege hierfür sind in Madrid der Ausbau des Presse- und Medienbereiches, die Integration eines Kongress- und Veranstaltungszentrums sowie zweier Restaurants, die Vergrößerung des VIP Bereiches, zu dem man mit acht hochmodernen Fahrstühlen gelangt, und ein Vereinsmuseum.

Vorraussetzung und Grundbaustein der Planungen war die Überdachung der Osttribüne mit dem Presse- und Medienbereich. Da diese zugleich Haupteingang zum Stadion ist, sollte sie glanzvoll in Szene gesetzt werden. Die Wahl der Architekten von Estudio Carlos Lamela, Madrid, fiel schon früh auf Edelstahlgewebe von GKD – Gebr. Kufferath AG als gleichermaßen integrierendes wie interagierendes Modul einer visionären Architektur. Die textile Struktur von CreativeWEAVE®, dem Architekturgewebe der weltweit führenden Metallweberei, verwandelt Gebäudeelemente in einen eleganten, dezent schimmernden integralen Bestandteil des Gesamtkomplexes, reflektiert aber auch die Umwelt in Licht, Farben und Bewegung. Die erste Anfrage an das Dürener Unternehmen galt der Fassadenverkleidung der die Osttribüne flankierenden Erschließungstürme. Da diese aber sehr eng an der Tribünenkonstruktion stehen, hätte eine aufwendige und kostenintensive Unterkonstruktion für das Edelstahlgewebe entwickelt werden müssen. Als Alternativlösung wurde die Idee einer optisch attraktiven und zugleich schützenden Verkleidung der gesamten Osttribüne entwickelt. Diese sollte zudem als Projektionsfläche für Sponsorenfilme genutzt werden können. Denn längst geht es auch in Madrid bei dem Kampf der Gladiatoren außer um Sieg und Niederlagen auch um Werbeeinnahmen. Ruhm und Attraktivität der Ausnahmeelf müssen zur Zufriedenheit der Sponsoren in Werbeerfolge umgemünzt werden. Diese wollen ihr Engagement effizient nutzen und suchen deshalb stets nach neuen aufmerksamkeitsstarken Plattformen. Die Zahl der offiziellen Banden, die von den TV-Kameras erfasst werden, ist naturgemäß limitiert. Hier setzten die Überlegungen der Architekten an, mit dem Ziel, neue Dimensionen zu erschließen. In GKD hatten sie einen erfahrenen Partner, der unter anderem am Berliner Sony Center eine vielbeachtete Projektionsfläche aus Metallgewebe realisiert hatte.

Brillante Ästhetik

Die außergewöhnliche Ästhetik von CreativeWEAVE® gab den Madrider Planern den ersten Impuls für den Einsatz bei diesem wegweisenden Projekt: Geschmeidigkeit, Flexibilität, Transparenz und Reflexion, Rhythmus und Spannung sind die klassischen, vielfach bewährten Qualitäten des Metallgewebes. Das im Estadio Santiago Bernabéu eingesetzte Spiralgewebe Escale 7 x 1 verbindet durch seine Flächigkeit diese Dynamik des Bildes mit einer geradezu verblüffenden dreidimensionalen Anmutung. Auch die außergewöhnlich hohe Brillanz von Projektionen beruht auf der großen Fläche der 7 mm breiten Edelstahlbänder. So erlaubt die insgesamt 3.300 m² große Fassade einerseits wie ein Vorhang die Identifikation schemenhafter Umrisse des dahinter ausgetragenen Spiels, andererseits ist sie faszinierende Leinwand für brillante Wiedergabe von Werbespots und Filmen. So wird die repräsentative Visitenkarte zum kommunikativen Entree für die Besucherströme.

Überzeugende Funktionalität

Die funktionalen Eigenschaften des Edelstahlgewebes sprachen überdies für die Anwendung: Nicht-Brennbarkeit, leichte Pflege, nahezu unbegrenzte Lebensdauer, Vandalismusresistenz, Licht- und Luftdurchlässigkeit prädestinieren das Material für gerade im Stadionbau erforderliche Robustheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Mit Escale 7x1 wurde ein aus Spiralen gewebter Materialtyp gewählt. Dadurch besitzt Escale die besondere Eigenschaft, dass es keinen Begrenzungen in den Längen und Breiten unterliegt: Die Spiralen können theoretisch endlos verwebt werden. Für das Estadio Santiago Bernabéu wurden 57 Elemente mit Längen zwischen 7,50 m und 9,10 m – bei einer gleich bleibenden Breite von 6,80 m – sowie jeweils drei trapezförmige Sonderelemente für die beiden Ecken der Erschließungstürme realisiert. Die gesamte Fassade konnte durch die einfache Einzelmontage der Elemente gestaltet werden, ohne den Spielbetrieb zu beeinträchtigen.

Spektakuläres Zusammenspiel von Architektur und Kommunikation

Mit drei auf Nachbargebäuden installierten, 18.000 Lumen starken Projektoren können nun Standbilder und Werbefilme aus einer Entfernung von 100 Metern in einer Größe von 30 x 10 m projiziert werden. Dank der flächenartigen Dichte bei gleichzeitiger dreidimensionaler Reliefwirkung des Metallgewebes Escale sind selbst bewegte Bilder kristallklar in der Wiedergabe. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Tatsache, dass die Spiele bei Real Madrid grundsätzlich in den Abendstunden ausgetragen werden. Besonderer Clou: Die gesamte Fassade ist um 32 Grad geneigt, wodurch das Erlebnis für die eintreffenden Fans noch verstärkt wird. Das ungleich höhere Potenzial, durch bewegte Bilder Aufmerksamkeit zu erwecken, nutzten die Planer geschickt durch die Verknüpfung dieser innovativen Werbeplattform mit der Kanalisierung der Fanströme: Da die Mehrzahl der Zuschauer diese Fassade durchschreiten, ist eine hocheffiziente Zielgruppenansprache durch Sponsoren und freie Werbepartner möglich. Durch diese greifbare Nähe trotz weithin sichtbarer Wiedergabebrillanz wird das Thema „Medienfassade“ um eine neue Realisierungsform erweitert. Die spektakuläre Synthese aus sportlicher Faszination, architektonischer Ästhetik und kommunikativer Funktionalität erregt in Madrid seit ihrer Fertigstellung höchste Aufmerksamkeit.

An der Schwelle zum neuen Jahrtausend wurde Real Madrid von der FIFA zum weltweit besten Fußballklub des vergangenen Jahrhunderts gewählt. Die Entwicklung des Vereinsstadions spiegelt dies auch architektonisch wider: Das Estadio Santiago Bernabéu steht für visionären Weitblick in identitätsstiftender Architektur – in Madrid und an jedem anderen fußballinteressiertem Ort der Welt. Für GKD fügt sich dieses Projekt in eine Reihe anderer bedeutender Stadionbauten ein, die mit CreativeWEAVE® realisiert wurden und werden: Nach den Pilotprojekten Rad- und Schwimmsporthalle Berlin und dem Stade de France sind dies in jüngster Zeit die Kamelrennbahn Nad-Al-Sheba in Dubai, die Formel 1-Strecke in Shanghai, das Wembley-Stadion in London, das Wankdorf-Stadion in Bern sowie das Skistadion in Oestersund.

Infos

  • Madrid, Spain
  • Ursula Herrling-Tusch