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Die Legende lebt
Holmenkollen als Lichtschanze für Überflieger
Große Sprünge haben am Holmenkollen Tradition: Bereits 1892 fand auf dem berühmten Berg oberhalb von Oslo der erste Skisprungwettbewerb statt. Damals betrug die Siegerweite 21,5 Meter. Heute liegt der Schanzenrekord bei 139,5 Metern und der nach dem norwegischen Arzt Dr. Holm benannte Hügel (norwegisch: kollen) ist Kultstätte der nordischen Wintersportarten. Parallel zur Entwicklung des Skisports veränderte jedoch auch die Skischanze im Laufe der Zeit ihr Gesicht. Nach insgesamt 18 Umbauten wurde sie 2008 schließlich komplett abgerissen und 2009 ein Neubau an alter Stelle begonnen. Vorangegangen war ein internationaler Architekturwettbewerb, den das dänische Büro JDS architects mit dem spektakulären Konzept des Holmenkollen Fyr (deutsch: Leuchtturm) für sich entschied. Die filigrane, scheinbar schwebende Silhouette der Sprungschanze ist heute leuchtender Mittelpunkt des Wintersports und weithin sichtbares Wahrzeichen von Oslo. Seine besondere Faszination bezieht das Bauwerk aus Edelstahlgewebe, das die gigantische Stahlkonstruktion komplett verkleidet. In der Funktion eines Windfilters schimmert die semitransparente Membran tagsüber im Wechselspiel mit dem natürlichen Licht. Abends verwandelt das von innen hinterleuchtete Gewebe die Sportstätte zur Lichtschanze, die optisch bis in den Himmel reicht.
Skispringen, eine der gefährlichsten und zugleich technisch anspruchsvollsten Disziplinen überhaupt, zählt weltweit zu den populärsten Wintersportarten. In nur drei Sekunden beschleunigen die Springer auf 100 Stundenkilometer und stürzen sich in ungebremster Schussfahrt aus großer Höhe weit über 100 Meter ins Nichts. Mut und Kunst der Sportler machen den ewigen Menschheitstraum vom Fliegen für wenige Augenblicke wahr. Bruchteile von Sekunden können über Sieg und Niederlage entscheiden und kleinste Windeinflüsse zeigen große Wirkung. Einmal abgesprungen, sind die Athleten den Kräften des Windes hilflos ausgeliefert. Er ist häufigste Ursache für Unfälle oder vorzeitigen Wettbewerbsabbruch und entscheidet nicht selten, wer den Wettkampf gewinnt. Besonders gefährlich ist Seitenwind mit unberechenbaren Böen. Aufgabe an die Teilnehmer des Architekturwettbewerbs von Oslo war deshalb die Entwicklung einer Konstruktion mit integriertem Windschutz für die Springer. Außerdem sollte der Holmenkollen ein neues Gesicht als Wahrzeichen der norwegischen Hauptstadt bekommen. Sein Neubau war notwendig geworden, weil das Profil der alten Schanze nicht mehr den Vorgaben des Internationalen Ski-Verbands (FIS) entsprach. Die Vergabe der Nordischen Weltmeisterschaften 2011 an Oslo war der entscheidende Impuls für den Bau einer neuen Schanze.
Zum Abheben schön
Julien de Smedt (JDS architects) entwarf eine puristische Konstruktion aus Stahlfachwerk, die der rauhen Witterung mit Schnee und Wind Stand hält. Sein Siegerentwurf des Holmenkollen als HS 134-Großschanze bringt Designanspruch und Funktionalität in beeindruckende Balance. Während die fließende Form die Dynamik des Skisprungs nachzeichnet, schützt die Verkleidung aus Edelstahlgewebe die Springer vor Wind auf der Schanze. Die charakteristische Semitransparenz der Edelstahlgewebe unterstützt die optische Wirkung des futuristisch anmutenden Lichtkonzepts. Strahler im Inneren und auf dem höchsten Punkt der Sprungschanze machen den Holmenkollen zur symbolträchtigen Skulptur. Der Schanzenkopf mündet in die Dachterrasse, die einen atemberaubenden Panoramarundblick über die Stadt und die umgebenden Berge und Wälder bietet. In getrennten Aufzügen gelangen Touristen und Athleten bis an die Schanzenspitze, wo sportbegeisterte Fans den Absprung ihrer Idole aus nächster Nähe verfolgen können.
Vom Winde verschont
Für die Innen- und Außenverkleidung der Schanze fiel die Wahl des dänischen Architekten, dessen Kampfansage an Konventionen immer häufiger ausgezeichnet wird, auf Edelstahlgewebe von GKD – Gebr. Kufferath AG. Das Dürener Unternehmen ist weltweit führender Anbieter von Hightech-Geweben für industrielle Anwendungen, Architektur und Design. In Windkanälen der Automobill-, Luft- und Raumfahrtindustrie bewähren sich die präzisen GKD-Gewebe weltweit als Strömungssiebe. In dieser Funktion vergleichmäßigen sie den Wind, um Fahrzeuge und Bauteile aerodynamisch zu optimieren. In der Architektur eröffnet das Gewebe durch die Kombination der Eigenschaften als anschmiegsame Textur mit robuster Beständigkeit und subtiler Interaktion mit Licht und Umgebung den Gestaltern auch visuell neue Perspektiven. Schlüsselkriterien, die Julien de Smedt für die Skisprungschanze am Holmenkollen gezielt nutzte.
Glänzender Schutzmantel für Könige der Lüfte
Im ersten Bauabschnitt, der zum Skisprung-Weltcupfinale im März 2010 fertiggestellt wurde, wurde die stählerne Fachwerkkonstruktion mit 4.300 m² Sambesi light und PC-Sambesi verkleidet. Die GKD-Gewebetypen unterscheiden sich darin, ob in Kettrichtung flexible Seile (Sambesi) oder starre Drähte (PC-Sambesi) eingebracht wurden. Entsprechend ihrer Funktion als flächendeckender Windfilter sind beide Gewebetypen auf die extremen Windlasten ausgelegt. Insgesamt 315 Elemente Sambesi light, jedes 12 x 1 m groß, wurden mit Rundstange und Augenschrauben an der Aussenseite über die Gesamthöhe der Stahlkonstruktion verspannt. 130 Elemente des Stangengewebes PC-Sambesi wurden seitlich umgekantet und revisionierbar in die bauseitige Stahlkonstruktion an der Innenseite des Schanzentisches eingehängt. Die offene Maschenweite von 150 x 200 mm im Bereich der Lampen unterstützt hierbei die flächige Ausleuchtung der Gewebe. Besondere Herausforderung an das GKD-Team war die Montage im Winter bei bis zu Minus 32 °C und dem wahrhaft rauhen Wind, der auf der Schanze weht. Im zweiten Bauabschnitt, der bis zum Herbst 2010 abgeschlossen sein soll, werden weitere 3.000 m² Gewebe bei deutlich angenehmeren Rahmenbedingungen montiert.
Hochfliegende Erwartungen
Rechtzeitig zum Weltcup-Finale der Skispringer und Nordischen Kombinierer im März wurde der neue Holmenkollen seiner Bestimmung übergeben. Mit der Ausrichtung der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften ab Ende Februar 2011 rückt die älteste Skisprungschanze der Welt endgültig in den Olymp der Wintersportstätten: 1952 bereits Austragungsort der Olympischen Winterspiele, ist sie im kommenden Jahr zum vierten Mal Gastgeber der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften. Wegweisendes Wahrzeichen ist der so traditionsreiche und doch völlig neue Holmenkollen. Seine schimmernde, nachts himmelwärts leuchtende Silhouette macht ihn zur strahlenden Symbolfigur einer quicklebendigen Legende.