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#Produkttrends

new stool-series by Joop Couwenberg

Der legendäre Kragstuhl inspiriert Niederländer zum Kraghocker

Es begann mit einer Impression, die an Caspar David Friedrich erinnerte, wäre sie

nicht in der Moderne verankert: Der junge Niederländer Joop Couwenberg beobachtete, wie Fischer Müll aus dem Meer holten. Unendliche Tonnen recyclingfähigen Materials, das eingesammelt wurde, um es zu verarbeiten, zu pressen und in neuer Form zu gestalten. Die Idee, die Lebenszyklen eines Produkts zu verlängern, imponierte ihm und er nutzte sie als treibenden Gedanken für sein neues Objekt: den Kraghocker.

Das Material, für das sich der Industriedesigner und Absolvent der Technischen Universität Eindhoven entschied, war indes nicht Plastik, sondern weicher, warmer Kork, der normalerweise als Verschluss Weinflaschen krönt. Couwenberg sammelte Korken, fand bei seinen Recherchen in Belgien eine soziale Einrichtung, die das Material schredderte und begann, zu experimentieren. »Nach umfangreichen Proben fand ich einen Weg, Granulat aus recycelten Weinkorken zusammen mit einem Gemisch aus Latex und Jute zu einem stabilen und weichen Material zu pressen, das sich zu einer angenehm warmen Sitzfläche verarbeiten lässt«, berichtet der junge Designer, der für einen Sitz etwa an die 150 Korken benötigt.

Für das geschwungene Stahlrohrgestell ließ sich Couwenberg, der im Jahr 2014 sein

Atelier im holländischen Tilburg gründete, von den funktionalen Ansätzen des Bauhaus leiten. Ihn faszinierte die Idee, die schon die einstigen Gestalter von Mart Stam bis zu Marcel Breuer fesselte: der Gedanke des Schwebens, der mit dem Gegensatz des starren Sitzens verbunden wurde und in einem oszillierendes Möbel mündete:

dem Kragstuhl. Ein Modell, das mit zwei statt vier Beinen auskommt und später unter dem fälschlichen Begriff »Freischwinger« in die Designgeschichte eingehen sollte.

»Wie im Design der Kragstühle von Mart Stam habe ich Stahlrohre für den Freischwinger-Rahmen verwendet, um die Belastbarkeit der Konstruktion zu erhöhen«, berichtet Joop Couwenberg über die Entwicklung des Hockers, der die Vorbilder der Klassik zitiert, aber zu einem eigenständig puren Möbel wächst. Bei der dreieckigen Form seines Stahlrahmens ließ er sich bewusst von der Idee leiten, dass das Möbel stapelbar sein und zugleich gesundem Sitzen Rechnung tragen sollte. »Ich habe die Widerstandskraft genutzt, um ein Objekt zu entwerfen, das aktives und aufrechtes Sitzen fördert«, erklärt er. »Der Stuhl bringt die Hüften nach vorne, so dass der Rücken entlastet wird.«Für die Ausarbeitung des Möbels, das Expertise und Manufakturarbeit verlangt, traf Joop Couwenberg auf die Firma Tecta aus Lauenförde, die wie keine andere den Gedanken des Bauhaus seit 1972 in neue Produkte überführt, eigenständige Entwürfe im Geist der Moderne vorantreibt und für feine Bauhaus-Reeditionen steht, die gemeinsam mit Gestaltern wie Walter Gropius, Marcel Breuer oder Jean Prouvé weiterentwickelt und zur Reife gebracht wurden.

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